Viel war es nicht was ich von diesem Film von Doris Dörrie vorher wusste.
Tod, Japan und Elmar Wepper in einer Glanzrolle.
Und hätte mich mein
Teufelsweibi
nicht zu einem Kinobesuch überredet hätte ich mir ihn auch
wahrscheinlich nicht angesehen. Aber ganz ehrlich?? Ich hätte was
verpasst!!
Jeden Morgen nimmt er den Zug um 7:28 Uhr nach Weilheim.
Einer der ersten Sätze im Film, wo ich wegen Weilheim doch schon
schmunzeln musste, die den Beamten Rudi in seinem Alltragstrott
beschreiben. Jeden Tag im Büro werden die von seiner Frau geschmierten
Brote gegessen, um 13 Uhr ist Mittagspause und Abends wenn er heimkommt
hilft ihm seine Frau Trudi aus dem Mantel hinein die Strickjacke und
die Filzpantoffeln. Rudi gefangen in seinem Kleingeist und der
bayrischen Provinz.
Rudi ist unheilbar krank, und Trudi die Einzige die darum weiß. Der ärztliche Rat, "ein letztes gemeinsames Abenteuer" scheitert an der Tatsache dass Rudi keine Abenteuer mag. Und somit kommt Trudi wieder nicht nach Japan, den Lieblingssohn den es nach Tokyo verschlagen hat zu besuchen und die fernöstliche Kultur zu erleben, die sie seit langem fasziniert. Wenigstens kann sie ihren Mann überreden die Kinder und Enkelkinder in Berlin zu besuchen, die allerdings durch den spontanen Besuch schnell entnervt sind. Somit drängt Trudi zur Weiterreise an die Ostsee um ihrem Rudi noch einmal das Meer zu zeigen bevor er stirbt.Doch es ist überraschender Weise Trudi die am nächsten Morgen tot im Hotelbett liegt.Erfolglos sein Versuch ohne seine Trudi weiterzumachen. Und ernüchternd und beschämend die Erkenntnis auf was seine Frau der Liebe wegen im Leben alles verzichtet hat. Mit schlechtem Gewissen und dem Vorsatz wieder alles "gut" zu machen und ihren Traum für sie zu leben macht er sich auf den Weg nach Tokio.Im Gepäck, Trudis türkisfarbene Strickjacke, ihr schwarz-weiß-gepunkteter Rock und die Halskette. Unter dem Mantel in Trudis Sachen gekleidet streift er durch die Stadt
und zeigt seiner Frau die vergänglichen Kirschblüten die sie selbst nie
sehen konnte.
Bei seinen Streifzügen trifft er auf die junge obdachlose Butoh-Tänzerin Yu.
Butoh - ein japanischer Ausdruckstanz - den seine Trudi in Japan
studieren wollte, was Rudi als lächerlich abgetan und sich für seine
Frau geschämt hat. Nun aber lernt Rudi den "Tanz der Dunkelheit" den
"Tanz mit den Toten" und Yu ist ihm eine große Hilfe und Stütze auf
seiner finalen Etappe zum heiligen Berg Fuji.Ich hab im Anschluß erst die Kritiken gelesen die extrem gegensätzlich sind und war wirklich entsetzt mit welcher Härte der Film teilweise in der Luft zerissen wird. Mag vielleicht an der Tatsache liegen, dass wir es mit einer deutschen Produktion zu tun haben? Aber umsonst erhält man nicht den bayrischen Filmpreis und wird für weiteres Preise nominiert.
Ich war von "Kirschblüten" sehr ergriffen und hatte gegen Ende hin schon ein wenig mit Tränchen zu kämpfen, während andere sie hemmungslos laufen ließen.
Hannelore Elsner fand ich in der Rolle der bayrischen Hausfrau mit Liebe zum Fernöstlichen zugegeben ein wenig deplatziert, was allerdings Elmar Wepper um 200 % wieder wett gemacht hat. Diese Natürlichkeit die er rüberbringt ist unglaublich überzeugend und liebenswert.
Der Abschnitt in Japan wirkt zwar zu Beginn ein wenig klischeebehaftet und sofern man sich mit der Kultur nicht beschäftigt auch stellenweise ein wenig skurill, ansonsten wirkt die Geschichte aber sehr authentisch.
Die Thematik um selbstlose Liebe, Vergänglichkeit, Verlust und Trauer aber auch Hoffnung berührt und stimmt sehr nachdenklich.
Und wirft Fragen auf: Lebe ich intensiv genug? Denn im Tod kann ich nicht nachholen was ich im Leben versäumt habe. Bin ich egoistisch oder lasse ich meinem Partner genug Freiraum auch seine Träume zu leben? Wie kann es zu so einer entfremdeten Beziehung zwischen Eltern und Kindern kommen? Sind die Eltern im Alter Balast, erst recht bei Krankheit oder wenn ein Elternteil wegbricht? Wie gehe ich mit Trauer um?
Die Trauer von Rudi, der die Kleidungsstücke seiner verstorbenen Frau auf ihrer Bettseite ausgebreitet und gestreichelt hat, war für mich sehr nachvollziehbar, wenn ich mich z.B. an Liebeskummer erinnere und das Foto des Verflossenen neben mir lag.
Fazit: Ein tieftrauriger und bewegender Film den man gesehen haben sollte!
Eine tolle Kritik hast du da geschrieben! Und wenn ich nicht schon längst beschlossen hätte, ihn mir am Wochenende anzuschauen - jetzt würd ich bestimmt reingehen!
Ach ja, und was die "Reisser ohne Tiefgang" betrifft: So ist "Transmitters" (den ich gestern bei mir vorgestellt hab) wirklich nicht! Ich mag nämlich normalerweise auch keine Actionfilme, aber der war einfach supergut - sowas braucht frau halt auch ab und zu!
Liebe Grüße
Renate
vom 04.04.2008, 06.44