Eine Woche ist es nun schon her, Samstagabend, Sommeranfang.
Doppelbeflaggung!
Die
niederländische Flagge sollte Holland Glück zum Einzug ins Halbfinale
bringen. Verloren 3:1 nach Verlängerung gegen Russland. Der einzige
Wermutstropfen an diesem schönen Sommerabend. Aber unser Grosser war
innerlich drauf vorbereitet, die Trauer hielt sich somit in Grenzen.
Die griechische Flagge hing nicht wegen der EM, denn die Griechen mussten ja schon nach der Vorrunde Hause fahren.
Nein,
sie symbolisierte eine weitere Etappe auf unserer kulinarischen
Weltreise, der ersten Etappe an der frischen Luft auf unserem Balkon.
Bevor
wir überhaupt zum Genuss unserer Speisen kamen, hat meine Schwester,
ihreszeichen Schankkellnerin des Abends, erstmal einen
τσικουδιά - Tsikoudia,
auch als Raki bekannt, noch in griechische Zeitungen eingewickelt,
ausgepackt. Ganz anders als der türkische Raki ist die kretische
Variante ohne Anis und auch die restlichen Grundstoffe unterscheiden
sich. Er wird nicht mit Wasser verdünnt und schmeckt.....wirklich
lecker. ;-)
Für die Vorspeise wäre dieses Mal ja eigentlich mein
werter Gatte zuständig gewesen, aber irgendwie kam er nicht in die
Pötte. 1 Stunde vorher kam er auf die Idee mich zu fragen, was er denn
nun tun könne. Derweilen war natürlich alles schon erledigt, denn die
Mezedes müssen natürlich auch ein wenig durchziehen.
Ich hatte mich für einen kalten Vorspeiseteller entschieden, so wie man ihn aus griechischen Lokalen kennt.
Dolmadakia (ich gestehe, nicht selbstgemacht), Taramas, Skordalia, und natürlich Tzatsikiund dazu selbstgemachtes Fladenbrot.
Mein neuerlicher Kampf mit Hefeteig ;-) Aber geschmacklich superlecker!!
Unsere Schankkellnerin hat uns einen griechischen Rotwein kredenzt. Einen Boutari Naoussa aus der Weinmetropole Naoussa in Makedonia im Norden des Landes.
Ich muss gestehen ich bin mehr auf italienische Weine ausgerichtet und kannte aus Griechenland nur Samos, Imiglykos und Demestica, und war von der schwesterlichen Wahl schwer begeistert.
Und der Wein passte auch gut zum Hauptgang, für den dieses Mal das Oberhaupt der Familie zuständig war, meine Mama. Ursprünglich hatte sie sich für Sofrito Kerkyras - Kalbfleisch in Knoblauchsoße entschieden. Aber bei einem Kilopreis von knapp 50 Euro und Kalbfleischmangel wegen des hohen Preises, hat sie auf einen griechischen Klassiker umdisponiert.
μουσακάς - Mousakás. Ein wenig Schwierigkeiten hatte sie in der Besorgung von Lammhack, denn in unseren Metzgereien darf lt. Lebensmittelhygiene-Verordnung kein Hack durch Maschinen laufen, durch die für gewöhnlich Schwein und Rind verarbeitet werden. Man lernt nie aus.
Premiere für mich! Ich habs noch nie gegessen, und es war durch diese Form der Auberginen auch gewöhnungsbedürftig! Allerdings hat der Lammgeschmack wieder einiges wett gemacht!
Wie schon so oft waren wir nach dem Hauptgang mächtig gefüllt. Aber vielleicht hilft ja ein Ouzo die Verdauung ein wenig anzukurbeln? Oder auch zwei? ;-)
Auch
der Ouzo stammt von der Familie Braudakis auf Kreta, und war
überraschend mild im Nachgeschmack. Über einen Bekannten ist meine
Schwester an diese Quelle gekommen und ich werde dort auch mal ein
bisserl ordern, wie z.b. auch Olivenöl, Kräuter, kretischen Raki und
natürlich Ouzo.
Zur Aufgabe des Schankkellners gehört es neben der Flüssigversorgung
und dem Trinkspruch wie immer auch ein Brauchtum zum Besten zu geben.
Schwesterherz hat uns über Namen, Namensgebung und Namenstage erzählt.
Für mich neu und interessant war dass die Griechen keinen Geburtstag
feiern, bestenfalls bei Kleinkindern. Ansonsten hat der persönliche
Namenstag eine sehr viel höhere gesellschaftliche Bedeutung.
Anders als in Deutschland bestimmt der Taufpate den Namen des Kindes,
der auch erst mit der Taufe standesamtlich registiert wird.
Traditionell erhalten Erstgeborene in Griechenland die Namen der
väterlichen Großeltern. Weitere Geschwister werden sinngemäß nach
übrigen Großeltern, Onkeln, Tanten oder schließlich nahe stehenden
Personen benannt.
Wäre ich in Griechenland geboren würde ich also Rosa heissen ;-)
Nachdem Ausflug in griechische Traditionen und einem weiteren Ouzo haben wir uns also an die Nachspeise gewagt.
Die Griechen kennen ja allerlei pappsüsses Naschwerk und die
Entscheidung fiel mir nicht wirklich leicht. Aber ich hab mich
letztendlich an Baklava herangetraut. Ein Gebäck dass ich bislang
eigentlich nur von den Türken kannte, aber wohl schon im 8. Jahrhundert
durch griechische Kaufleute nach Griechenland gebracht wurde.
Wie ich schon sagte, pappsüss. Mit 300 ml Honig ja auch kein Wunder, und ich werde das leckere Dessert auch bestimmt nochmal zubereiten, dann allerdings mit dem viel umschwärmten Filoteig, anstatt mit Blätterteig.
Wie immer konnten wir es natürlich kaum erwarten bis es an die neue Auslosung ging. Wo führt uns unsere Weltreise hin? Müssen wir weit reisen oder bleiben wir in europäischen Gefilden?
Die Lose die leider noch ein wenig warten müssen: Japan, Holland und Irland.
Die Reise geht nach: Frankreich
Und ich bin gespannt ob der Abend mehr nach Haute Cuisine ausgerichtet sein wird, denn ich persönlich würde ja mehr so die ländliche Küche bevorzugen. Na wir werden ja sehen ;-)
Moussaka habe ich schon einmal bei einem Griechenlandaufenthalt gegessen. Ist schon einige Jahre her.
Und Eure griechischen Weinerfahrungen solltet Ihr unbedingt noch um Retsina erweitern (oder habt Ihr den schon einmal probiert, aber nur vergessen, ihn zu erwähnen?).
Diese Weinsorte und seine Machart gibt es wirklich nur in Griechenland.
Entsprechend einmalig schmeckt er auch.
LG Karin
vom 04.07.2008, 01.13