Hier in Bayern ist seit langer Zeit Brauchtum, dass am Nikolausabend,
also am 5. Dezember, der heilige Bischof Nikolaus und sein vermummter
Begleiter, Knecht Ruprecht von Haus zu Haus ziehen und die Kinder
bescheren.
Der heilige Nikolaus erscheint mit Mitra, Hirtenstab und langem
Bischofsgewand. In der Hand hält er das "goldene Buch" in dem es
schwarz auf weiß geschrieben steht, obs Kinde gut oder gar böse war.
Für die artigen Kinder gibt es eine leckere Bescherung aus dem großen
Gabensack.
Der Knecht Ruprecht, oder hier auch Krampus genannt, hingegen ist ein
finsterer Geselle. Bärtig, vermummt, das Gesicht geschwärzt kommt er
mit Rute und leerem Sack, in den die Kinder gesteckt werden die nicht
artig waren.
Ich habe jedes Jahr Blut und Wasser geschwitzt am Nikolausabend. Was
möge dieses Mal wieder drin stehen im goldenen Buch?? Während ich den
Hirtenstab des Nikolaus gehalten habe hat er mir meine "Untaten"
vorgelesen ;-) Den Knecht Ruprecht hab ich immer nur ganz verstohlen
angeschaut, und den Sack gesucht in den die bösen Kinder kamen.
Aber ich musste da nie hinein, mein "Sündenregister" war einfach zu
klein. Ich kann mich heute auch nur noch an wenige Punkte erinnerin die
jedes Jahr im Buch standen. "Kerstin, Du hast viele Male Deine
Hausschuhe nicht angezogen" und "Kerstin, Du mögest nicht an den Nägeln
kauen". "Kerstin, Du musst das Zimmer aufräumen wenn Frau Mama das sagt".
Sankt Nikolaus, der legendäre Bischof aus Myra (heutige Türkei) der
durch seine christliche Nächstenliebe zu Ruhm erlangte. Der Freund und
Patron der Kinder.
Leider hält aber auch hierzulande immer mehr der Weihnachtsmann Einzug
und verdrängt die alten Bräuche. Wie die deutsche Sprache sind auch
unsere Bräuche gefährdet und absolut schützenswert.
Nun gehen die Weihnachtsmanngegner auf die Barrikaden. Das Bonifatiuswerk hat die Aktion
"Weihnachtsmannfreie Zone" ins Leben gerufen und die Nikolausinitiative Frankfurt hat schon vor einiger Zeit den "
Nikolaus Umrüstsatz" kreiert, um aus einem Schoko-Weihnachtsmann einen richtigen Schoko-Nikolaus zu machen.
Bei uns kamen Nikolaus (allerdings auch in Rot, mit phrygischer Mütze, unter einem Bischof konnten wir Evangelenkinder uns nicht so recht was vorstellen!) UND Weihnachtsmann. Meine Oma bevorzugte allerdings das Christkind. Uns war das eigentlich egal, Hauptsache, jemand kam und arbeitet hinter der verschlossenen Wohnzimmertür herum. Und das hörte man immer, dass da jemand zugange war, leises Klingen, wenn Glöckchen an den Baum gehängt wurden, manchmal Flüstern, einmal auch einen ordentlichen Krach und lautes Klirren. Damals war Mutti mit dem ganzen Baum zu Boden gegangen, aber das haben wir Kinder erst viele Jahre später erfahren. Wir Kinder haben weder Christkind noch Weihnachtsmann oder Nikolaus (ich vermute mal, wir glaubten, das war der Bruder vom Weihnachtsmann oder sowas) jemals in persona gesehen. Das gehörte irgendwie zu den Heimlichkeiten und dem Zauber der Weihnacht dazu. Damals liefen ja auch noch nicht so viele rotberockte "Helfer" (irgendwie musste ich meinen Jungs doch das ganze "Bodenpersonal" erklären) des Weihnachtsmanns (der ist ja schließlich bloß einer!) durch die Stadt wie heute.
Also ich mag Nikolaus UND Weihnachtsmann UND Christkind (soweit ich weiß, ist das Christkind übrigens eine evangelische "Erfindung", mit der die Protestanten sich gegen die Katholiken abgrenzen wollten. Merkwürdigerweise ist es dann später katholisch geworden). Wirklich historisch sind ja alle nicht, deswegen ist es doch auch eigentlich egal, oder? Jede Familie hat einfach ihre Traditionen, die irgendwann auch mal ihren Anfang genommen haben und die manche damals vielleicht auch nicht gut fanden.
die Rabenfrau
vom 09.12.2007, 16.52