19/2010
Donna W. Cross - Die PäpstinIm
bitterkalten Winter des Jahres 814 bringt die heidnische Frau des
Dorfpriesters ein Mädchen zur Welt: Johanna. Sie wächst in einer Welt
düsteren Aberglaubens auf, gegen den ihr Vater grausam zu Felde zieht;
er läßt sogar die Hebamme des Ortes als Hexe verfolgen. Ein Mensch
erkennt bei Johanna besondere Gaben - Aeskulapius, der Pädagoge aus dem
fernen Byzanz, weist sie als einziges Mädchen in die Lehren der
Philosophie und Logik ein. Doch beinahe wird Johanna ihr Wissensdurst
zum Verhängnis. Nur der Ritter Gerold, ihr Freund und späterer
Liebhaber, vermag sie vor dem grausamen Magister Odo zu bewahren. Nach
einem verheerenden Feldzug der Normannen weiß sie endgültig: Frauen wie
sie überleben in dieser Welt nicht. So geht sie als Mönch verkleidet
ins Kloster Fulda. Als Medicus betritt sie Jahre später Rom, die Stadt
des Papstes - wo die Wechselfälle des Schicksals sie schließlich selbst
auf den heiligen Stuhl bringen.Wenn man sich vorstellt,
wozu die Kirche in all den Jahrhunderten im Stande war, dann mag es
nicht unbedingt verwunderlich sein, wenn der Vatikan veranlasste die
Chroniken zu fälschen um die mögliche Existenz von Päpstin Johanna
unter allen Umständen zu verdecken. Und wenn man die Indizien verfolgt,
welche die Autorin aufführt, die belegen sollen dass es eine Päpstin
gegeben hat, dann ist man schon mal leicht geneigt aus der Legende die
Wahrheit werden zu lassen. ;-) Andererseits lassen sich eben diese
Indizien der Päpstinanhänger jederzeit auch entgegengesetzt
interpretieren. Auf welcher Seite man letztendlich steht, muss ja jeder
selbst entscheiden. Aber gäbe es diesen Mythos nicht, hätten wir diesen
Roman auch nicht.
Und dieser Roman hat auch gut begonnen. Die
Beschreibung über die Familie in der Johanna aufwächst. Ihr
gesteigertes Bedürfnis an Wissen und wie sie das Elternhaus verlässt um
eben diesem Drang nachgehen zu können. Und dann sackt er ab, der
Spannungsbogen. Und da jagt ein Zufall den nächsten, und nimmt der
Geschichte die Glaubwürdigkeit, zu vorhersehbar die einzelnen
Handlungsstränge. Und es driftet ins klischeehafte ab. Johanna ist
perfekt, die geborene Heldin der Alles gelingt, die Alles weiß, stets
moralisch und geistig überlegen, allzeits souverän ist. Eine Überfrau,
aber keine Frau die in einer Männerdomäne ums Überleben kämpft.
Aber dennoch möchte ich diesen Historienschmöker nicht schlecht reden.
Er liest sich locker flockig und man möchte ja wissen wie es endet, und
oh Wunder, zum Ende im Schweinsgalopp wird sie dann doch noch Päpstin
;-)
Mit der historischen Authentizität hat es Frau Cross wohl auch nicht so
genau genommen wie ich nachlesen konnte. Hexenverfolgungen gab es z.B.
erst in der Frühen Neuzeit, und Mais und Kartoffeln gabs in
Mitteleuropa auch erst bedeutend später. Ein Roman ist Fiktion und
somit hab ich alle Freiheiten, wenn ich als Autor aber auf gründliche
Recherche ausdrücklich Wert lege, muss ich mir solche Kritik gefallen
lassen. Was Frau Cross aber egal sein wird, denn sie hat mit diesem
Buch guten Umsatz gemacht ;-)
Die Idee zu diesem Buch finde ich per se grandios. Aber diese Faszination ist leider auf der Strecke geblieben und hinterlässt bei mir am Ende so ein wenig einen Pilchernachgeschmack.