Man hat schon gehört von solchen Geschichten einsamer, verlassener und verwaister, herrenloser Socken. Vielleicht kennt ihr sie auch, diese armen Kreaturen am Rande der Bekleidungsgesellschaft?
Man ist stolz eine wunderschöne Socke zu sein. Rot, gelb, grün, bunt, mit Mustern oder einfach nur elegant in schwarz. Und man hat den Partner fürs Leben gefunden, ein Gegenstück, das 100 Prozent zu einem passt. Man geht gemeinsam durch dick und dünn, ganz egal was das Schicksal für einen parat hält.
Und das Sockenleben hat allerhand zu bieten. Gemeinsame Ausflüge auf Tennisplätze in Sportschuhen, die zugegebenermassen nach einiger Zeit ziemlich unangenehm werden können, der rote Sand der die Poren verstopft, vom Fußschweiß mal ganz abgesehen. Gipfelerklimmungen in festen Berg-und Wanderschuhen sind willkommene Abwechslung, denn oftmals steckt man doch nur in irgendwelchen Hauspuschen und bekommt keine frische Luft. Kulturelle Ausflüge in Theater- und Konzertsäle in chicen Lederschuhen allerdings sind die Höhepunkte in einem Sockenleben.
Nach schweisstreibender Arbeit gehts dann des öfteren zu einem gemeinsamen Badeausflug in die Waschmaschine. Dieses wohltuende und erfrischende Nass, dieses herrlich riechende Pulver, dass einem den ganzen beissenden Schweiss von der Wolle wäscht.
Doch leider endete dieser Freizeitspass schon für so manche Fußbekleidung auf tragische Weise.
Da sollen Sockenpartner von der Maschine förmlich gefressen worden sein.
Verschwunden durch die Gummilippen ins Innere der Waschtrommel.
Getrieben durch die Angst und die verzweifelten Versuche wieder Tageslicht zu sehen, strampelt sich die Socke ihrem sicheren Ende entgegen und windet sich im Todeskampf um die Heizspiralen, wo sie furchtbar grausam und langsam verkohlen wird.
Welch Trauer und Herzschmerz beim zurückgelassenen Pendant. Einsam und verlassen fristet er fortan nun sein Dasein in den Tiefen einer Sockenkiste. Geschoben in die hinterste Ecke, nutzlos, nicht mehr gebraucht.
Und mitansehen zu müssen, dass die Freunde alle noch ihren Partner an der Seite haben, in der Kiste ganz oben auf liegen und auch regelmässig zum Einsatz an die Füsse kommen. Aber immer auch die Angst der einsamen Socke, dass die Freunde demselben Schicksal entgegensehen.
So sitzt sie also in ihrer Ecke und sieht Freunde kommen und gehen, findet sich beinahe mit seinem Schicksal ab, da spürt sie plötzlich nach Monaten der Einsamkeit eine Hand nach ihr greifen und die Hoffnung reift in Sekunden heran, doch wieder Sinn im Sockenleben zu bekommen.
Doch der Weg führt nicht an Zeh und Fesseln sondern schnurstracks in den nächsten Mülleimer. Das endgültige Aus unserer einsamen Socke, und die letzte Fahrt mit dem Müllauto steht bevor auf den Sockenfriedhof.