14/2011
Gargoyle - Andrew DavidsonDer Hörverlag - 16 Std. 38 Minuten (ungekürzt)
HÖRPROBE/AUDIBLE:Kurzbeschreibung Hörbuch: Ein Mann überlebt einen Unfall mit schwersten Verbrennungen. Entstellt
und voller Schmerzen hat er danach nur einen Gedanken: Wie kann er
seinem elenden Zustand ein Ende bereiten? Da taucht eine mysteriöse Frau
an seinem Krankenbett auf: die schöne Marianne Engel, exzentrische
Bildhauerin beeindruckender Fabelwesen. Sie behauptet, sie seien einst
Liebende gewesen - vor siebenhundert Jahren in Deutschland, als sie eine
Nonne war und er ein Söldner auf der Flucht. Ist diese Frau einfach
verrückt? Oder ist sie der rettende Engel, der ihn erlösen wird? Die
Lesung von Stefan Kaminski und Sascha Icks ist so spannend, so
beflügelnd, so packend, dass sie die volle Aufmerksamkeit verlangt - und
verdient. Die einzige Tragödie ist, dass sie trotzdem einmal endet.
Grotesk - abgefahren - irgendwie nicht von dieser Welt. Das sind so die ersten Worte die mir zu diesem Werk einfallen.
Nein dieser Roman ist absolut nicht gewöhnlich und er ist auch nicht so ohne Weiteres in eine Schublade einzuordnen.
Ein namenloser Pornodarsteller - im Drogen- und Alkoholrausch mit dem Auto unterwegs - verunglückt und geht dank einer Flasche Bourbon im Schoß in Flammen auf. Fast jeder Quadratzentimeter Haut schmort vor sich - der Leser ist quasi live dabei und empfindet beinahe körperliche eigene Qualen - da rutscht das brennende Vehikel in einen Bach und die lebende menschliche Fackel wird gelöscht.
Allein dieser erste Abschnitt ist von einer Erzählgewalt die ich so noch nie gelesen habe.
Danach findet er sich in einer Klinik wieder, aufgeplatzt wie ein frisch gegrilltes Würstchen, aber am Leben.
Ob es notwendig ist die einzelnen Schritte zur Behandlung eines Verbrennungsopfers dieser Kategorie so detailgenau zu beschreiben mag dahingestellt sein, interessant ist es allemal. Allem voran die Zynik des Opfers. Während seines Heilungsprozesses setzt er sich immer intensiver mit seinem Suizid auseinander. Geld, Sex und Drogen das war sein Leben - als Kohlemännchen dem der Schwanz verbrannt ist hat er gar nix mehr.
Aber plötzlich steht Marianne Engel an seinem Bett, eine Patientin aus der Psychiatrie. Eine Frau die er noch nie gesehen hat, eine Frau die von Tattoos übersät ist, eine Frau die behauptet ihn seit 700 Jahren zu kennen, eine Frau die Gestalten aus Stein meißelt, sogenannte Gargoyles.
Sie sei damals Nonne gewesen im Kloster Engelthal, nahe Nürnberg, und hätte ihn schon damals als Söldner von schweren Brandwunden geheilt und geliebt.
Und dann nimmt die Geschichte erst richtig Gestalt und Fahrt auf. Marianne Engel nimmt uns mit auf eine fulminante Reise durch Zeit und Raum und gibt mit ihren Erzählungen unserem Protagonisten neuen Lebensmut.
Das ist mehr wie eine bizarre Liebesgeschichte. Das ist Glaube, Atheismus, Liebe, Hass, Hoffnung, Verzweiflung, Gegenwart, Vergangenheit. In dieser Geschichte steckt so viel drin. Und Stefan Kaminski und Sascha Icks haben Alles aus ihr rausgeholt. Kaminski das Stimmengenie, gibt jedem Charakter sein eigenes Ich und ganz besonders genial die Schlange im Rückgrat unseres Verbrennungsopfer das immer dann laut wurde wenn das Morphium nachließ.
Ein Highlight, wenn nicht gar das größte, darf ich nicht vergessen zu erwähnen. Die Reise unseres Protagonisten in Dantes literarische Hölle unter Morphiumentzug in dem ihm sämtliche Charaktere wiederbegegnen und den sehnlichsten Wunsch im Leser erzeugen, man möge in den Himmel kommen ;-)
Volle Punktzahl - hätte ich mehr Herzen zur Verfügung, ich würde mehr vergeben.
Kommt eindeutig in meine persönlichen Top Ten und wird unbedingt noch als
Gebundene Ausgabe fürs Regal angeschafft.